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Vereinsgeschichtezusammengetragen von K-D.Beyer
Die Kolonie Heiterkeit wurde vermutlich am 9. Dezember 1913 gegründet. Leider existiert keine Gründungsurkunde mehr, aber auf unserer, im Original erhaltenen Vereinsfahne, wird die Jahreszahl 1913 angegeben. Unsere Kolonie "Heiterkeit" gehörte zu den vielen anderen Kolonien, die in den Jahren 1900 bis 1920 auf dem Schöneberger Südgelände gegründet wurden. Die Kolonien waren zu jener Zeit ständig von Wohnungsbauplänen bedroht, die aber größtenteils wegen des Widerstands der Bevölkerung nicht verwirklicht werden wurden. Über die Koloniegeschichte nach der Gründung bis in die 30er Jahre ist nichts bekannt. Erst auf einem Plan aus dem Jahr 1932 erscheint unsere Kolonie wieder: 63 Parzellen zwischen dem Begasweg und dem damaligen Bohlenweg gehörten zur Kolonie. In den Jahren nach 1935 wurden wieder mal Wohnungen auf dem Gelände geplant. Dieser Plan wurde aber zugunsten eines riesiger Güterbahnhofs geändert, der ab 1938/39 gebaut werden sollte. Wegen der Planungen wurde das Südgelände kom-plett geräumt. Bis 1939 waren alle Gärten "platt" gemacht worden, Bäume, Sträucher und Lauben, nichts blieb mehr übrig. Gebaut wurde aber wegen Beginn des 2. Welt-kriegs nichts mehr. Auf dem brachliegenden Land breiteten sich Wildkräuter und Wildblumen aus. Die Goldrute, so berichten Zeitzeugen, verwandelte das Südgelände in ein riesiges goldgelbes Feld. Im Jahr 1942, der Bau des Güterbahnhofs hatte sich entgültig erledigt, wurden wieder die ersten Gärten angelegt. Pfiffige Kleingärtner nahmen sich einfach ein Stück Land, räumten auf und legten neue Beete an. Alles war erstmal provisorisch, aber es wurde wieder Gemüse angepflanzt. Es gab noch keine Zäune geschweige denn Wasserleitungen. Das Wasser musste von teils weit entfernten Wasserpumpen geholt werden. Alte Badewannen wurden als Wasserspeicher benutzt. Wegen der strategischen Lage des Südgeländes zwischen Bahngleisen und dem Schöneberger Gaswerk wurden viele Gärten durch Fliegerangriffe verwüstet. Aber die Berliner ließen sich nicht unterkriegen und "gärtnerten" trotz Bunkerbau und Flakstellungen weiter auf ihren Parzellen. "Zum Bunker" hieß denn auch die Verbandskantine mitten im Südgelände. In den ersten Nachkriegsjahren, 1945/46, die Menschen litten unter großen Hunger, wurde im Auftrag des amerikanischen Stadtkomandanten jede brauchbare Fläche wieder in Gartenland umgewandelt. So auch im Südgelände. Es entstanden wieder "richtige" Kolonien die auch gleich neu geordnet wurden. Unsere Kolonie wuchs auf über 160 Parzellen und reichte bis zum S-Bahntrasse. Leider gingen in den 50er/ 60er Jahren viele Gärten durch Wohnungs- und Straßenbau verloren. 1961 verlor die Kolnie wegen der Bauvorhaben insgesamt 70 Parzellen. Es ent-standen in der Nordmannzeile/ Wendlandzeile mehrere Hochhäuser, am Vorarl-bergerdamm mehrere Sportanlagen. Ab Mitte der 60er Jahre wurden die Westtangente und das Autobahnkreuz Schöneberg gebaut. Alles auf Kosten der Kleigärtner, die aber auch, durch ihre Proteste, viele unsinnige Bauvorhaben verhindern konnten. So blieben letztendlich nur noch 35 Parzellen am Vorarlberger Damm von unserer Kolonie übrig. Und auch die blieben nicht ungeschoren. Nachdem in den 80er Jahren das Südgelände im Flächennutzungsplan als Grünfläche ausgewiesen wurde, musste unsere Kolonie für einen "Wege-Begrünungsplan" herhalten: Die Koloniewege wurden verbreitert und erhielten noch eine zusätzliche "Randbegrünung". So gingen nochmals 1800 qm Gartenland verloren, für die aber trotzdem noch Pacht bezahlt werden musste. Jeder Kolonist wurde für 52 qm "Rahmengrün" zur Kasse gebeten und musste diese auch noch pflegen. Dieser Rahmengrünanteil wurde erst im Jahr 2005, nach etlichen Anträgen unseres Vorstands, auf 25 qm reduziert. Die vorgesehene Rahmenbegrünung für die anderen Kolonien wurde übrigens vom Bezirksamt Schöneberg wegen leerer Kassen nicht weiter betrieben.... Am 5. August 1988 wurde unsere Kolonie "Heiterkeit" ein eingetragener Verein. Anfang der 90er Jahre begann in unserer Kolonie das "Solar-Zeitalter". Da wir nicht am öffentlichen Stromnetz angeschlossen waren, begannen einige Gartenfreunde ihre Lauben mit kleinen Solaranlagen auszustatten. Diese waren damals noch sehr teuer, aber man konnte eine Lampe und vieleicht ein kleines Radio "elektrisch" betreiben. Paradoxerweise war Strom aus dem öffentlichen Netz erlaubt, aber die umweltfreund-lichen Solaranlagen im Garten wurden zuerst einmal nur gedultet. Nicht ohne Stolz kann der damalige Vorstand für sich verbuchen, maßgeblich an dem Genehmigungsverfahren für Solaranlagen im Kleingarten beteiligt gewesen zu sein. Die Vorsitzenden Christine Sollwedel und Bärbel Beyer erarbeiteten in den Jahren 1998/99 in der"Agenda 21 Schöneberg" zusammen mit den "Grünen" einen Gesetz-entwurf für die Zulassung von Solaranlagen im Kleingarten. 2000 wurde dieser Gesetzentwurf verabschiedet und gilt für alle Kleingärten. Fast alle Kleingärten unserer Kolonie besitzen heute eine Solaranlage. Damit gehört die Kolonie Heiterkeit zu den umweltfreundlichsten Kolonien Berlins, da alle ihren eigenen Strom produzieren! 1994 wurde wegen stetig steigender Wasserkosten ein Wasserverbund mit der Nachbarkolonie "Alt-Schöneberg" gegründet. Es wurden eine gemeinsame Hauptwasseruhr und für jede Parzelle ein seperater Wasserzähler angeschafft. Jetzt konnten die Wasserkosten verbrauchsabhängig berechnet werden, der Wasserver-brauch und damit die Wasserkosten sanken beträchtlich... 1999 errichteten wir zusammen mit unserer Nachbarkolonie "Sommerheim" einen gemeinsamen Müllplatz am Begasweg. Die Müllfahrzeuge der BSR erwiesen sich aber als zu schwer für die Koloniewege. So wurde der Müllplatz 2006 an den Vorarlberger Damm verlegt. 2007 beschloß der Vorstand die Einrichtung einer Kolonie-Homepage. 2009 erforderte das immer größer werdende Müllaufkommen die Erweiterung des Müllplatzes: Wir trennten uns von der Kolonie "Sommerheim" und errichteten unseren eigenen Müllplatz. 2013 feierten wir ganz groß unser 100 jähriges Kolonie-Jubiläum im Hotel Steglitz International. DJ und Entertainer Chris Vincent führte durch den Abend mit allerlei Parodien und guter Musik. Bauchtänzerin Amar tanzte erst vor und dann tanzten alle begeistert mit... Das "Berliner Buffet" war lecker und reichlich, die Getränke kühl und süffig...alles in allem ein gelungener Abend, an den sich die Dabeigewesenden noch lange erinnern werden. 2023 wurde unserer Kolonie die Gemeinnützigkeit anerkannt. Klaus-D. Beyer Quellen: Zeitzeugen, alte Unterlagen und Chroniken Tipp: Wer mehr über die Geschichte des Schöneberger Südgeländes erfahren will, sollte sich die Chronik des Bezirksverband Schöneberg-Friedenau ansehen... Unter dem Motto "Das waren noch Zeiten" hier noch ein paar "historische" Dokumente aus unserer Koloniegeschichte: (Bemerkenswert die Gartenordnungen und die damaligen Preise)
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